Ernst Moritz Arndt
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Ernst Moritz Arndt – „Wer nie im Zorn erglühte, kennt auch die Liebe nicht.“
Dieser Aphorismus leitet ein Gedicht des Namensgebers unserer Schule ein, das sich weitgehend widerspruchsfrei der Literaturepoche der Romantik zuordnen lässt. Die deutsche Romantik stellt sich in vielerlei Hinsicht als Gegenbewegung zur französischen Aufklärung dar. Der deutsche Nationenbegriff ist dabei eher ein Produkt der Romantik, der französische Nationenbegriff geht dagegen im Wesentlichen aus der Aufklärung hervor. Wenn Ernst Moritz Arndt die deutsche Nation über die gemeinsame Kultur und Sprache (Herder, Meinecke) definiert, ist er sich der Tatsache bewusst, dass ein deutscher Staat in den Grenzen eines gemeinsamen Kulturraumes erst noch geschaffen werden muss. Die französische Nation, die für Ernest Renan ein „tägliches Plebiszit“ im Rahmen eines Gesellschaftsvertrages darstellt, verfügt seit Jahrhunderten über ein in sich geschlossenes Territorium und wird für Ernst Moritz Arndt zur Reibungsfläche, damit sich die deutsche Nation ihrer selbst bewusst werden kann. Vor diesem Hintergrund sind die Einlassungen Arndts über den Hass auf die Franzosen zu verstehen, die im öffentlichen Diskurs aller Städte, die ihm Straßen, Plätze oder Bildungseinrichtungen gewidmet haben, turnusmäßig den Namenspatron unserer Schule ins Zentrum des Bildersturms und der Cancel Culture rücken. Ernst Moritz Arndt wurde 1769 auf Rügen geboren und starb 1860 in Bonn. Es war ihm vergönnt, ein biblisches Alter zu erreichen. Als evangelischer Theologe fühlte er sich dem Pietismus verpflichtet und vertrat die Idee, die Rolle von Laien in der Kirche zu stärken, in der Hoffnung, die Volksfrömmigkeit wiederzubeleben. Die Abschaffung der Leibeigenschaft, die sein Vater noch aus eigener Anschauung kannte, bildete den Kern seines sozialreformatorischen Anliegens, das erst durch die Stein-Hardenbergschen Reformen Wirklichkeit wurde und die Popularität Ernst Moritz Arndts in der ehemaligen DDR bedingte.
Als Widerstandskämpfer engagierte er sich während der Napoleonischen Besatzung. Als Mitglied des ersten deutschen Parlaments in der Frankfurter Paulskirche verewigte er sich schließlich im Pantheon der Altachtundvierziger (und bleibt dadurch ein Protagonist der Revolution, die wie kaum ein anderes Ereignis der deutschen Geschichte zum Fluchtpunkt der deutschen Erinnerungskultur geworden ist). Protestant, Sozialreformer, Freiheitskämpfer und Demokrat auf der einen, Demagoge, Nationalist und Militarist und nicht zuletzt Antisemit auf der anderen Seite – die Wahrheit liegt wie so oft im Auge des Betrachters. Insbesondere seine mutmaßlich antisemitischen Äußerungen sind Zuschreibungen, die der Nationalsozialismus retrospektiv ethnisch-anthropologisch gewendet hat, um Arndt für seine Zwecke instrumentalisieren zu können (Alvermann). Es gab gute Gründe, unsere Schule Ernst Moritz Arndt Gymnasium zu nennen, es sollte bessere Gründe für eine Umbenennung geben. Das Ernst Moritz Arndt Gymnasium in Osnabrück, wie auch das Ernst Moritz Arndt Gymnasium in Bonn haben bisher der Versuchung widerstanden, sich aus Opportunismus dem scheinbaren kulturellen Mainstream anzupassen und die eigene Identität aufzugeben. Das Ernst Moritz Arndt Gymnasium in Remscheid wählte nach seiner Umbenennung den Namen Emma Herwegh Gymnasium und ehrte dadurch eine Vorkämpferin der Frauenrechtsbewegung. Die Ernst Moritz Arndt Universität in Greifswald hat im Jahre 2017 ihren Namen in Universität Greifswald geändert, da man das Patronat einerseits als anachronistisch ansah, andererseits befürchtete, ausländische Studierende durch den eigenen Namen abzuschrecken. Nach hochemotionalen Auseinandersetzungen konnte und wollte die Universität sich nicht auf einen neuen Namenspatron verständigen. Die Universität Greifswald erhielt ihren Namen 1933 in der Epoche des Nationalsozialismus. Die Motive der Benennung sind kritikwürdig. Die Benennung unserer Schule im Jahre 1955 akzentuierte die Sehnsucht nach einer Einheit der beiden deutschen Staaten in Freiheit. An der Wiege unserer Schule stand der Altachtundvierziger Ernst Moritz Arndt und das ist durchaus vertretbar.
Frank Niederstraßer
Eines seiner bedeutensten Werke:
„Der Gott, der Eisen wachsen ließ,
der wollte keine Knechte,
drum gab er Säbel, Schwert und Spieß
dem Mann in seine Rechte.“
Quelle: Ernst Moritz Arndt. „Vaterlandslied“ (1812)